Dienstag, 23. April 2013

Die ersten Proteste zeigen erste Erfolge

Es war bis jetzt kaum möglich, die Gegenseite zu Wort kommen zu lassen, da es außer ein Besorgnis erregendes Konzept auf Papier bislang keine sicheren Anhaltspunkte gab, in welchem Stadium das Konstrukt sich befindet. Bürger der Umgebung hatten Verdacht geschöpft, dass die Planung in Wahrheit viel weiter fortgeschritten ist, wie stellenweise behauptet und dass es rasch in eine Phase kommt, wo die Rechtsmittel des normalen Bürgers nicht mehr reichen, es in irgend einer Form abzuändern oder mit zu bestimmen.

Unterschriftenaktion im Nationalpark Ojców


Der aufkeimende Konflikt zeigt sehr scharf, wie wichtig sowohl den Krakauern als auch den ansässigen Polen diese wunderschöne Region im Norden ist. An anderer, beliebigerer Stelle hätte diese Autobahn sicher weniger potentielle Gegner zu erwarten. Es ist aber auch klar geworden, dass die hiesige Siedlungsform der Streusiedlung, d.h. dass es keine so dicht konzentrierte Ortskerne gibt, sondern locker über die Landschaft verstreute Hausgruppen, dass diese Bebauung der Landschaft generell ungünstig und konfliktanfällig für neue Trassen ist. Die Leute bei steigenden Grundstückspreisen aus der Stadt zu locken, teuer bauen zu lassen und gleich darauf mit einer kurzfristig geplanten Autobahn zu vertreiben oder ihre Gegend zu entwerten, dass ist eine kurzsichtige, verantwortungslose Vorgangsweise.

Protest gegen den "Feindlichen Weg" durch Schutzgebiete

Im unserem Fall hatte ich ehemals ausdrücklich die Gemeinde um Auskunft gebeten, ob in der Gegend des zu kaufenden Grundstückes eine größere Straße geplant sei.  Das wurde mit Hinweis auf den hier geltenden Landschaftsschutz ausgeschlossen. Der Gemeinde selbst ist das Autobahnprojekt auch nicht zuzuschreiben. Es handelt sich um ein neu zu planendes Netzwerk von überregionalen Verbindungsstraßen. Im Nachhinein sieht es so aus, dass diese Planung um Jahrzehnte zu spät eingesetzt hat, jetzt genügt nicht mehr das reine Kapital, um Trassen anzulegen, sondern es braucht mit zunehmender Zersiedlung viel mehr Feingefühl und Kreativität um Transport und Individualverkehr mit den Notwendigkeiten und Bedürfnissen einer Region in Einklang zu bringen.

Landschaften für kommende Generationen erhalten

Die Bürgerinitiative "wrogadroga.pl" hat nach einer kurzen aber sehr intensiven Protestphase mit Medienberichten und zahlreichen Unterschriften dem Marschallamt von Kleinpolen ein offizielles Statement abgerungen, dass die Verbindungsstraße Krakau - Olkusz derzeit nicht auf der Tagesordnung stehe. Das ist natürlich sehr erfreulich, wird aber mit Vorsicht zur Kenntnis genommen. Radio Krakow berichtete ausführlich davon (auf der Radio Webseite).

Natur und Kultur in Symbiose, Kapital für sich.

Eine Gegend in unmittelbarer Nähe einer Metropole, die so hohen Umwelt- und Lebensstandard bietet, wie das Landschaftsschutzgebiet um den Nationalpark Ojców muss ihren kulturellen Wert bewahren und steigern können, um so exklusiven Schutz auch in Zukunft zu genießen. Ich hoffe, dass mit unserer Aktion genug Zeit gewonnen wurde, um aus dem Kampf gegen den "Feindlichen Weg" ein herzliches Engagement für viele gute Wege zu machen. Diese scharfe Krise der letzten Tage hat uns den Wert und das Potential unserer Region wieder sehr deutlich vor Augen geführt. Das Netzwerk positiv engagierter Menschen hat sich blitzschnell gebildet und erweitert und wird hoffentlich in positiven Projekten weiter wirken.

Reserven an Trinkwasser, in Zukunft mehr Wert als Gold.

Menschen machen Fehler. Auch aus Fehlern entstehen neue Dinge. Oder vielleicht vor allem? Das ungewollte, oder besser ungeplante ist oft das wirklich Neue, woraus das Revolutionäre entstehen kann. Die Politik hatte sich scheinbar auf eine renommierte Firma wie ARUP verlassen, dass sie eine Lösung aus dem Verkehrsdilemma findet.

Und so wie ARUP diese Planung dokumentiert hat, liefert die Firma den Hinweis, dass sie Belange höherer Natur wie z.B. des Naturschutzes sehr wohl wahr nimmt, aber Lösungen kreiert, welche jene brutal verletzen. Warum sollten die Planer das tun, etwa weil sie böse Menschen sind? Allenfalls professionell gleichgültig, aber es ist auch ein Hinweis darauf, dass jene Gesetze, welche höhere Belange in gewissen Regionen und das Wohl der Menschen schützen, relativ zu sehen sind.

Legendäre Orte der Zusammenkunft und Kontemplation

Und gerade dieser willkürlich anmutende Eingriff in Rechte ist problematisch und jetzt keineswegs nur auf Polen bezogen, ein Land das sich durch besonders viele Veränderungen quälen muss. Im Gegenteil, ich hatte immer die Hoffnung, dass gerade Polen die Fehler, welche der Westen (auch) macht, nicht wiederholt, durch den großen Lernbedarf flexibler wird und sensibler bleibt als die Teils relativ starren, selbstsicheren Vorbilder, die mit ihrem Fortschritt prahlen können, aber zu welchem Preis?

Brautjungfer am Weg zum Schloss Korzkiew.



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