Sonntag, 7. Februar 2016

Das Projekt vom Grab des Herrn und der Absturz der Präsidentenmaschine

Um die Absturzursachen der Präsidentenmaschine auf dem Weg zu einer Gedenkfeier der Opfer von Katyń ranken sich mittlerweile zahlreiche Verschwörungstheorien, die meist von einem Anschlag ausgehen.  Selbst ernannte Visionäre wollen das Unglück vorhergesehen haben, glauben sich dadurch in ihrem Glauben an Mordpläne bestätigt. Es entwickelte sich daraus eine "Religion des Attentats" mitgetragen von Autoritäten der Katholischen Kirche in Polen und nicht zuletzt ein Rechtsfertigungsgrund für Vergeltung und politische Ausgrenzung.

Ich hatte als Kunstschaffender weder das Ereignis "vorhergesehen", noch "glaube" ich an ein Attentat, denn solange es keine anderen hieb- und stichfesten Beweise gibt, muss als Unfallursache wohl auf menschliches oder technisches Versagen geschlossen werden.  Umso hässlicher und schädlicher wirkt sich der Prozess von falschen Schuldzuweisungen und Verleumdungen auf die Zukunft des Landes aus und der Sinn meiner Ausführungen ist nur ein Hinweis, dass die Wurzel der gegenwärtigen Feindschaften tief unter diesen Ereignissen liegt und das Land auch in den nächsten Jahren nicht zur Ruhe kommen wird.

Es sind nun annähernd 6 Jahre vergangen, seit dem Tag, als eine Schuldirektorin an mich herantrat und fragte, ob ich nicht ein künstlerisches Projekt für das österliche "Grab des Herrn" in der Krakauer Piaristenkirche machen wolle.

Teile der Projekt-Ausschreibung von 2010

Jedes Jahr findet zu diesem Anlass eine öffentlicher Wettbewerb statt, bei der vor allem akademische Maler, Architekten ihre religiös-patriotischen Projektvorschläge einreichen, die dann von einer Jury des Ordens beurteilt werden. Dem Gewinner winkt neben dem Renomee ein Preis, 2010 war es eine Reise nach Griechenland, aber vor allem zählt wohl die Adelung junger Talente durch die Akademie, den Klerus und den geneigten Medien. Die Schuldirektorin dachte in meinem Fall an die positive Erwähnung ihrer Schule, was sie auch so sagte.

Das "Grab des Herrn" befindet sich an einem besonders mystischen Ort, der Krypta der Piaristenkirche in der ul. Pijarsiej 2 in Krakau. Anbei ist das Piaristenkloster, wo das Projekt abgegeben werden sollte. 


Es sollte inhaltlich den Werten der katholischen Kirche entsprechen, zur Meditation und Anbetung des allerheiligsten Sakraments dienen. Das endgültige Entscheidungsrecht behält sich die Ordensobrigkeit vor. Dem Künstler steht die Wahl des Themas im vorgegebenen Rahmen um das österliche Grab grundsätzlich frei, es gibt jedoch auch Vorgaben, die man berücksichtigen kann. In den Wettbewerbsbedingungen von 2010 fand sich unter anderem der markante Punkt "70 Jahr-Gedenken des Verbrechens von Katyn". Den legte mir die Schuldirektorin nahe. Die Kosten sollte man überschaubar halten.


Ich wollte möglichst unbefangen an die Ideenfindung heran gehen, als Ausländer war es zudem eine besondere Ehre für mich, für dieses intim patriotisch-kirchliche Projekt überhaupt in Erwägung gezogen zu werden. Ich nahm das also sehr ernst und einen Versuch war es wert, wenn auch ein Blick auf die Zusammensetzung der Jury sofort klar machte, dass ich so gut wie keine Chance hatte. Dort saß ein einflussreicher Geistlicher, für den ich ein rotes Tuch war. Aber was soll's, dachte ich, lassen wir einfach den Heiligen Geist wirken!

Also meldete ich mich bei der Klosterpforte und bekam Einlass. Die Krypta befindet sich in einem ausladenden, leeren Kircheninneren, welches wie eine geräumige Vorhalle wirkt. Ein idealer Raum für monumentale Aussagen. Eigentlich nicht mein Spezialbereich. Ich wanderte herum, fotografierte, verweilte einsam an der intimen Stelle des "leeren Grabes des Auferstandenen" und da waren sie, die Funken der Inspiration! 

Begeistert eilte ich nach Hause, im Grunde war das meiste schon vorhanden, es musste nur noch zusammen gefügt werden und mit relativ geringem Materialaufwand konnte in der knapp vorhandenen Zeit ein den gesamten Raum nutzendes monumentales Werk geschaffen werden. Eine starke Aussage, ein wenig auch wie eine Anklage, ein Lichtstrahl in das Schattenland. Es wurde noch einige Tage gefeilt, verworfen, neu gezeichnet, bis es passte. Da war der Moment, wo es ganz klar war - jetzt stimmt es, die Details werden vor Ort umgesetzt, aber genau das soll dort jetzt gesagt werden, zu Ostern am Grab des Herrn in der Piaristenkirche in Krakau.

Umschläge des Projekts zur Gestaltung des Ostergrabes

Es war klar, dass ich aufgrund des mir feindlich gesinnten Geistlichen sehr schlechte Karten hatte. Aber da war eine innere intuitive Gewissheit, dass es sich um keinen Zufall handle, dass alles so seine Richtigkeit habe. Das Werk hat Recht, dachte ich.


Komm herein durch das offene Herz

Die Pforte der Kirche sollte durch ein weithin leuchtendes Herz hervorgehoben werden, mit einem symbolisierten Stein, welcher vom österlichen Grabmal weg gerollt wurde. Das Herz sollte durch die ul. Św Jana bis zum Rynek Główny sichtbar sein und von fern die Besucher einladen. 



Illustration I, Projekt der Kirchenpforte


Massengrab in Form eines Kreuzes

Der erste Eindruck im Inneren war nicht ganz so "herzlich". Wenn auch das Verbrechen von Katyn vom Umfang her "ausreichend" und so gerne erwähnt worden wäre, so war es doch eine Einschränkung, da die Auferstehung nicht nur auf die polnische Geschichte Bezug nehmen sollte. Sie hat Bedeutung für die gesamte Weltkirche und vor allem für die Gegenwart. Ich sah mich nicht in der Rolle, Ideologien zu illustrieren oder mit Nationalismus zu bestechen. Es sollte das verdeckte sichtbar gemacht werden, das unausgesprochene formulierbar. Oder zumindest fühlbar. Es sollte Inspiration weitergegeben werden, wach gerüttelt werden. 

Alle Wahrheit kommt ans Licht. Nichts bleibt ewig im Verborgenen. Dies sollte durch ein riesiges im Kircheninneren ausgebreitetes schwarzes Kreuz symbolisiert werden, mit den Umrisszeichnungen der Opfer, wie es von Orten des Verbrechens oder Unfällen her allgemein bekannt ist.



Illustration II, Kreuz im Kirchenraum 11 x 7 Meter

Für das am Kirchenboden liegenden Kreuz war eine Einfassung mit grau gestrichenen Brettern vorgesehen und Stege an den "Wundmalen". Genau am oberen Ende sollte sich der Eingang zur Krypta befinden. An den Seitenwänden sollten Piktogramme, welche das Schwarz-Weiß-Thema übernehmen, jene konfliktreichen Streitpunkte von Moral und Pseudomoral thematisieren, deren Opfer am oder im Kreuz landen. 



Illustration III, Auswahl einiger Piktogramme


Es sollten hier bewusst einige "Flaggschiffe" kirchlich rechter oder linker Moraldiskussionen gegenüber gestellt werden. Von Pazifismus, Gleichberechtigung, häuslicher Gewalt, Eingriffe in das Erbgut des Menschen, Kinderschändung, Abtreibung bis zu Faschismus. Die Liste war entsprechend zu erweitern. Die heraus gehobenen Piktogramme klagen (hier Stand 2010) aktuell an, das Kreuz am Boden macht die vertuschten Opfer sichtbar. Unser Grab, der Tatort ist offen.

Was der Erde bleibt

Der Eingang zur Krypta wird von zwei seitlich hochgehenden Stiegen begrenzt, deren Wandflächen sich zu einer weiteren Gestaltung anboten. Hier sollten die letzten Bastionen der Vergänglichkeit mit Lehmreliefs ausgestattet werden. Aus dem Lehm plastisch hervortretenden Körperteile sollten das Sterbliche, Vergehende, das es irgendwann los zu lassen gilt, begreiflich machen, berühren erlaubt.



Illustration IV, IVa, Reliefs am Kryptaeingang

Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst

Die Krypta mit dem Mysterium der Auferstehung soll das Ziel des Besuchs sein. Am Boden liegt das vom Engel gefaltete Leichentuch, auf Augenhöhe sieht der Betrachter in einem Spiegel sich selbst. Der Spiegel bildet zugleich das Gesicht Jesu in einem Mandelion, einer Ikone, die auf der Webseite des Autors unter "Ikonen" in der Liste von "2010"  genauer zu sehen ist.
Die Ikone trägt die Inschrift: ЛЮБИ БЛИЖНЬОГО СВОГО ЯК СЕБЕ САМОГО (phonetisch "Luby błyżnjoho swoho jak sebe" was "Liebe Deinen Nächsten wie dich selbst"bedeutet. 

Ewig und lebendig sein, das kann nur die Liebe.

   



Illustration V, Leichentuch und Ikone im Grab

Das Projekt, welches die Kirchenleute verworfen haben...

Ein anderes Projekt wurde von den Juroren vorgezogen. Als Sieger ging ein junger Krakauer Akademiker hervor, der einen Steinhaufen mit daraus hervorlugenden polnischen Flaggen vorgeschlagen hatte. Titel der Installation: Die Opfer von Katyn.

Ein abgelehntes Projekt, das kann schon mal passieren. Es ärgerte mich ein wenig, dass so ein "nationalistischer Schmarrn" bevorzugt wurde, aber es war die Erfahrung wert gewesen, zumindest hatte ich den Kopf für anderes frei und entspannt ging es in die Osterferien.

Während dieser Osterferien, am 10. April 2010 kommen auf dem Flug zu einer Gedenkfeier in Katyn  Polens Präsident Lech Kaczynski mit fast 100 Menschen, darunter Politiker, Militärs, bei einem Absturz ums Leben. Die Nachricht ging blitzschnell um die Welt und traf Polen ins Mark, begann es von der ersten Sekunde an zu zerreißen.  Nachdem sich die Zweifel am Wahrheitsgehalt der Meldung verflüchtigt hatten, fiel mir mein verhindertes schwarzes Kreuz mit den vielen Opfern am Kirchenboden ein. Wie authentisch das plötzlich war! Spontan zog ich eine Verbindung zu einem Flugzeug! An ein Attentat dachte ich gar nicht, aber bei der geplanten Realisierung von 7 x 11 Meter begann ich in einer fiktiven Überlegung die Anzahl der aufzumalenden Leichen am Kirchenboden zu schätzen. 

Wären der geistliche Kurs ein anderer gewesen, hätte man schwierige und wichtige Anliegen nicht verworfen, wären tiefere menschliche Wahrheiten und Schwierigkeiten aufgearbeitet worden, anstatt mit Ideologie und Nationalismus, Revanchismus, dem verschwitzten Kampf der Symbole zu ersetzen. Dann hätte es vielleicht irgendwann ein Stoffkreuz mit hundert Symbolopfern am Kirchenboden gegeben und das verkohlte Kreuz der Präsidentenmaschine und die zerfetzten Leichen im Flughafenareal von Smolensk wären der Nation erspart geblieben...

Praktisch gibt es zwischen Projekt und Absturz keinen Zusammenhang, aber spirituell, gedanklich schon. Die Symbole verstärken sich seitdem immer mehr, das Land wird seitdem gezielt gespalten, verliert immer mehr seinen Status als weltoffene Demokratie.
Die verhinderte Öffnung zum Dialog in der Gesellschaft wurde zum politischen Programm der Staatsmacht und das Unglück von Smolensk als Theorie des Attentats zum Faktor des Seins oder Nichtseins. Die Abwehr des Dialogs hat sich zu einer extrem tiefen Spaltung von Kirche und Gesellschaft in Polen entwickelt, zu einer bis dahin noch nie dagewesenen Unversöhnlichkeit und Intoleranz, selbst in den grundlegenden Auffassungen der Ökonomie, des Rechtsstaates, der individuellen Rechte, der Menschlichkeit. 
Der Glaube an das bislang unbewiesene Attentat mutierte zur verpflichtenden patriotischen Doktrin und wurde zum Trittbrett, zur Steigleiter für Karrieren. Die Vorgänge um den Wettbewerb um das Ostergrab vor 6 Jahren waren ein Modellfall, ein keimender Prozess, der in die gegenwärtigen Zustände mündete.

Unser Problem mit der Wahrheit

Welche Rolle Jarosław Kaczynski, der Zwillingsbruder des beim Unglück verstorbenen polnischen Präsidenten Lech Kaczynski, in dieser Entwicklung spielt, möchte ich hier nicht weiter erörtern. Darüber gibt es genügend widersprüchliche Meinungen an anderer Stelle. Als Künstler interessiert mich vorrangig die Rolle des Heiligen Geistes in einem so ernsthaften künstlerischen Projekt zum Thema Auferstehung. Das Evangelium ist eine Frohe Botschaft. Was will er uns mitteilen, der Heilige Geist? Wie wirkt er? 

Wird nicht schon seit ewigen Zeiten diese feine "Stimme", der Hauch der Wahrheit, der Geist der Gemeinschaft der Heiligen, überhört, ignoriert, gebeugt, zurecht gedreht? Der Heilige Geist, dessen Quelle ein gütiger, liebender, fürsorglicher Gott ist. Für all jene, die auf ihn hören.


Samstag, 23. Januar 2016

Diese Zeit, ihre Sünden und ihre Zeichen

Ein Literat mit Pinsel will sich überschüssige Worte ersparen und was kommt dabei heraus? Ein Bild in dem jenes sich jenes widerspiegelt, was im Kontext zur Zeit durchlitten wird, im Zerfall von Moral und Freiheit.

Als vor einigen Jahren ein Autobahnprojekt dieses Atelier platt machen wollte, gelang es mit Politikern der polnischen PiS-Partei die Macher der PO (polnische Bürgerplattform) mit demokratischen Mitteln aufzuhalten. Eben diese PiS kam in demokratischen Wahlen im Herbst 2015 an die Macht und seit dieser Zeit das Land nicht mehr zur Ruhe. "Ruhe"  selbst im Kontext zur Flüchtlingsdramatik in Europa, dem Klimawandel, des Vormarsches der radikal-nationalistischen Rechten ... und hier schließt sich wiederum der Kreis zu den nicht weniger dramatischen Vorgängen in Polen, wo ein beispielloser Demokratieabbau die ins Wohlstandsleben abgetauchten Schichten aufschrecken ließ und mit Fahnen und Transparenten um ihre Rechte als freie Gesellschaft kämpfend auf die Straße brachte.

Die Propagandalügen der nun vorherrschenden Politik, das Verdrehen von Wahrheiten, das Verunstalten des Guten, der Missbrauch der Religion, Rassismus und Revanchismus drücken nun seit Monaten dem Land Polen einen schmerzhaften Monolog der Macht auf, der in allen Demokratien der Welt mit sehr kritischen Augen beobachtet wird. Bei näherer Betrachtung wird jedoch klar, dass es sich um Vorgänge handelt, die im europäischen Westen auch ihre Bewunderer finden. Und bei differenzierter Betrachtung wird klar, dass eine Vielzahl und vor allem die unbegrenzt scheinende Dauer der gegenwärtigen Katastrophen Politik und Gesellschaft an den Rand der Entscheidungsfähigkeit gebracht haben. Radikalismus und Avarie-Entscheidung in allen wichtigen Fragen sind somit vorprogramiert.

In Polen wurde dieser Zustand durch Propaganda künstlich eingeleitet und aufgebauscht. Zuerst wurden geschickt gesellschaftliche Grenzen gezogen, politische Lager ausgegrenzt und danach die Schuldhaftigkeit und Schlechtigkeit der "anderen" so lange als Mantra gepredigt, bis es die eigene Klientel unreflektiert als Glaube an die Schuld der anderen integriert hat. Dabei werden sehr tugendhafte menschliche Eigenschaften, wie Toleranz, Dialogfähigkeit, Hilfsbereitschaft, bewusste Lebensführung, differenzierendes Denken, Kompromissbereitschaft, Kreativität und Freiheitsliebe in bewussten, destruktiven Akten einer religionsbezogenen Propaganda negativ markiert. Es mündet dies in ein extrem ungesundes Verhältnis zwischen Staat, Kirche und Einzelperson, welches gewöhlich in Diktaturen herrscht und um weiter existieren zu können mutiert man entweder zum gläubigen Extremisten, Mitläufer oder zum Dissidenten.

Es ist nicht meine Absicht, das Atelier Earth Spirit zum Werkzeug irgend einer Religion der Macht oder deren Gegenpropaganda zu machen, aber der Mensch und das was er aus der ihm anvertrauten Welt macht, sprechen für sich. Der Standort des Ateliers bei Krakau wurde vor Jahren jedoch im Gott-Vertrauen gewählt, gegen jede ökonomische, politische, gesellschaftliche Vernunft. Der Bezug zum Christentum hat jedoch eindeutig ökumenischen Charakter. Es vertritt die Schöpfung, den Ausdruck des Geistes der Wahrheit, aus dem sich das Wort Gottes in nachvollziehbarer, verstehbarer Form artikuliert, sofern man zuhören kann und will.

Diese Zeit, ihre Sünden, ihr Glück erspart uns keine Dramatik. Doch hier enden wiederum meine Worte und ich lasse sie in ein Bild überleiten, welches in originaler Farbe hier zu sehen ist...


Die Pferdeherde. Ziel verfehlt. Maminato-Technik 2016










Donnerstag, 23. Mai 2013

Debatte am Schloss Korzkiew

Auf Einladung der Bürgerinitiative des Vereins Stowarzyszenia Korzkiew  fand am 13. Mai 2013 am Schloss Korzkiew eine intensive Debatte zum Thema Strassenprojekt statt. 


Handgemalte Protest-Shirts
Der Einladung folgten über 150 Personen aus Zielonki und anderen Gemeinden. Es kamen Politiker verschiedener Parteien ( Andrzej Adamczyk, Andrzej Duda, Ireneusz Raś), Vertreter des Marschallamtes (Jacek Krupa), Bürgermeister, Ortsvorsteher und Gemeinderäte der umliegenden Gemeinden und Vertreter des Nationalparks.


Besorgte BürgerInnen warten gespannt auf den Beginn der Debatte.
 "Nichts über uns ohne uns" war das einleitende Motto von Andrzej Domagała,Sprecher der Stowarzyszenia Korzkiew. Mit seinem Hinweis "wir sind hier, um endlich klar zu erfahren, was es mit dieser Straße auf sich hat" machte er die bisherigen fruchtlosen Bemühungen  deutlich, von den Verantwortlichen eindeutige Informationen zu bekommen. 
Es folgte ein Vortrag von Józef Partyka, Vizedirektor des Nationalpark Ojców mit dem eindringlichen Apell, "dass er auf den Sieg der Vernunft hoffe und es dadurch möglich sei, den kleinsten Nationalpark Polens zu retten, andernfalls würde er zu einem Stadtpark von Krakau degradieren"




Nun kamen einige Verantwortliche der Gegenseite zur Aussage und versicherten den Anwesenden, dass dieses Projekt eigentlich schon verworfen wurde.
Jakub Szymański, Planungdirektor des Marschallamtes brachte die Argumente sinngemäß so auf den Punkt: "Es hängt von der (Landes- Anm.)Regierung ab, ob dieses Projekt verwirklicht wird oder nicht und wenn sie sagt nein, dann könne man das glauben. Technisch gesehen, wäre es kein Problem, aus ökologischer Hinsicht und bedingt durch den Widerstand der Bevölkerung allerdings schon, so diese Debatte zeigt." 

Weder den Bewohnern, noch den lokalen Verantwortlichen genügten solche verbale Zusicherungen, jederzeit kann das Projekt wieder aus der Schublade gezogen werden. "Ich schätze ihre Meinung, aber wir wollen das schriftlich!" forderte Gabriela Kotulska von der Stowarzyszenia Korzkiew.

Die Spannung im Saal nahm zu und es fehlte nicht an politischen Kommentaren von Seiten der anwesenden Oppositionspolitikern, was von den Veranstaltern jedoch rasch unterbunden wurde, um die Debatte sachlich zu halten.   

Eine weitere Schlüsselrolle in der Diskussion nahm Bogusław Król ein, der Bürgermeister von Zielonki, indem er auf die bereits existierenden Pläne und jahrzehntelang brach liegenden Grundstücke für den Ausbau der Infrastruktur hinwies und nicht zuletzt das politische Debakel der Mautautobahn A4 nach Oberschlesien ansprach, da jene teure Mautstrecke in privater Hand der Grund sei, dass ein Großteil des Verkehrs auf überlastete Landesstrassen ausweiche. Seine weiteren Ausführungen waren einleuchtend und schlossen mit dem Vorschlag ab, eine parlamentarische Resolution in dieser Angelegenheit einzubringen. Die Landesräte Teresa Starmach, Kazimierz Czekaj, Stanisław Rumian und Andrzej Bulzak erklärten sich dazu bereit. 

Am 16. Mai 2013 teilte der Pressesprecher des Marschallamtes, Piotr Odorczuk, in einer offiziellen Verlautbarung mit, dass die vorgenommene Analyse das Ziel hatte, einen neuen Korridor für die Verkehrsverbindung Kraków – Olkusz zu finden. Die Analyse hat ergeben, dass sämtliche Varianten schwerwiegende Konflikte in ökologischer und gesellschaftlicher Hinsicht schaffen. Das Marschallamt von Kleinpolen tritt daher von allen weiteren Arbeiten an dem genannten Korridor zurück.

„Przeprowadzona analiza miała na celu weryfikację możliwości wyznaczenia nowego korytarza transportowego Kraków – Olkusz. Analizy pokazały, że wszystkie warianty stwarzają istotne konflikty środowiskowe i społeczne. Zarząd Województwa Małopolskiego odstępuje od dalszych prac dotyczących korytarza Kraków – Olkusz”.


Bürgerinitiative gegen das Autobahprojekt:
Artikel und Sendungen in polnischen Medien:

http://krakow.gazeta.pl/krakow/1,44425,13922887,Drogi_do_Olkusza_przez_Ojcow_nie_bedzie.html#LokKrakTxt
http://www.radiokrakow.pl/www/index.nsf/ID/JGAA-97P9L7
http://www.tvp.pl/krakow/aktualnosci/spoleczne/projekt-drogi-krakowkatowice-oprotestowany/11046692


Freitag, 17. Mai 2013

Naturpark und Atelier vorerst gerettet!

Am 18. Mai 2013 berichtete die Presse (z.B.Dziennik Polski), dass das Schnellstraßenprojekt durch unser Schutzgebiet auf Grund der anhaltenden massiven Proteste von Seiten der Bevölkerung, der Gemeinden, der Nationalparkverwaltung in seiner jetzigen Form definitiv verworfen wurde.

In den letzten Wochen hatten sich unabhängig voneinander einige Bürgerinitiativen gegen das Konzept des Schnellstraßenprojektes durch die geschützten Regionen des Naturparks Ojców gebildet. Dazu kam der Protest sämtlicher Ortsvorsteher und vieler Gemeinderäte der betroffenen Ortschaften.

Besonders rückte der Bürgerverein Korzkiew (Stowarzyszenie Korszkiew) mit der Initiative WrogaDroga (Feindlicher Weg) mit Unterschriftenaktionen, Plakaten, Transparenten, Diskussionen mit Politikern, direkte Information der Bewohner und nicht zuletzt ihrer WrogaDroga-Fanpage auf Facebook in den Vordergrund. Desgleichen wurde der Kontakt zu Medien hergestellt und über verschiedene Kanäle der Berichterstattung wurde rasch die öffentliche Meinung mobilisiert. Mit jedem Tag wurde klarer, dass die Mehrheit der Bevölkerung die Absurdität der Pläne klar anprangert und Alternativen fordert. Zunehmend fühlten sich die Menschen von einem "provisorischen Konzept" an Nase herum geführt, das polnische Marschallamt hatte ein gewaltiges Vertrauensdefizit angehäuft und manche zuvor eher unscheinbare Oppositionspolitiker begannen in ihrer neuen Rolle als Retter in der Not gefährlich hell zu glänzen.

Alleine die Facebook Seite WrogaDroga erlebte einen spektakulären Aufstieg von 0 auf ca. 16000 Klicks in nur 2 Wochen. Mit einfachen Plakat-Messages wurde die

"Wir lassen nicht zu, dass Deine liebsten Radrouten nur mehr in deinem Smartphone existieren."

dramatische Gefahr für das Naturschutzgebiet schnell erfassbar und als Information rasch weiter gegeben. Die Kollagen zeigten manchmal eine sarkastische Übertreibung, aber diese Impulse waren notwendig, um Diskussionen zu entfachen und die Verantwortlichen zur Stellungnahme zu zwingen.

Schreckensvision eines "Landschaftsschutzgebietes"

Diese Übertreibungen griffen das Horrorszenario der bewusst eingeleiteten Urbanisierung eines Naturschutzgebietes auf, welches auf diesem Weg zu einem Objekt von Bauspekulanten werden könnte. Es galt, dies mit allen vertretbaren Mitteln zu verhindern.

"Willkommen in der Landschaftsschutz-Region des Nationalparkes!"

 Zu diesen Mitteln zählte die Visualisierung, wie so eine verbaute Zukunft aussehen könnte. Wo Straßen neu geschaffen werden, wird Verkehr angezogen und damit werden noch weitere Straßen erforderlich.  Einem derart beliebten und sensiblen Schutzgebiet eine massive Hauptverkehrsader zuzumuten war nicht nur der ansässigen Bevölkerung ein zu starkes Stück. Es setzte zudem ein Identifikationsprozess mit anderen Regionen ein, welche mit ähnlichen Problemen zu kämpfen haben, nicht zuletzt weitere Nationalparks in Polen und drangsalierte Natura 2000 Schutzgebiete. 


Webseiten der Bürgerinitiative gegen das Autobahprojekt:


Artikel und Sendungen in polnischen Medien:
http://krakow.gazeta.pl/krakow/1,44425,13922887,Drogi_do_Olkusza_przez_Ojcow_nie_bedzie.html#LokKrakTxt
http://www.radiokrakow.pl/www/index.nsf/ID/JGAA-97P9L7
http://www.tvp.pl/krakow/aktualnosci/spoleczne/projekt-drogi-krakowkatowice-oprotestowany/11046692